Was war: Bericht zur Verbandswerkstatt 2018

Bild: Nathalie Löwe

Liebes Tagebuch,

am 9. Mai haben meine beste Freundin und ich uns auf den Weg ins ferne Gelek gemacht, um von dort die 8-stündige Bullifahrt nach Werneuchen (was ja fast Berlin ist…) zu beginnen. Das KLH rief laut und deutlich, und 200 Genoss*innen (so wie auch wir) folgten diesem Ruf. Mit zu wenig Schlaf in den Knochen und mit Aussicht auf 5 weitere schlafkarge Tage ging es dann los. Unter dem Motto ,,Sozialistische Erziehung“ wartete ein langes Christi-Himmelfahrts-Wochenende voller interessanter Workshops auf uns.

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Rezension: Support your sisters not your cisters. Über Diskriminierung von trans*Weiblichkeiten von FaulenzA

Auf das Buch von FaulenzA war ich sehr gespannt und vieles zum Thema Transmisogynie verstehe ich jetzt definitiv besser. Oft hatte ich aber den Eindruck, dass sie ihre persönlichen Eindrücke verallgemeinert und nicht belegt, was sie schreibt. Zwar finde ich es wichtig, die eigenen Erfahrungen niederzuschreiben, aber meiner Meinung nach verlangt vieles im Buch nach einer Begründung, die über den reinen Verweis auf die eigene Subjektivität hinausgeht.

Patriarchat, Privilegien und Weiblichkeit

Speziell FaulenzAs Erklärungen zur Abwertung von Weiblichkeit in der (queer-)feministischen Szene (ab S.39) haben mich geärgert. Sie unterstellt, Feminist*innen lehnten Weiblichkeit als ihnen aufgezwungene Rolle ab und eigneten sich deshalb »männliche« Verhaltensweisen an, die als »stark« und »empowert« gelten. Das ist meiner Ansicht nach aber ein falsches Verständnis von feministischer Kritik. Es geht mir z.B. tatsächlich um die Auseinandersetzung mit problematischen Rollenbildern. Weiblichkeit wird aber nicht per se von Feminist*innen abgewertet, sondern ihre gesellschaftlich gesetzte »Minderwertigkeit« entspringt der patriarchalen Geschlechterordnung, die wir abschaffen wollen.

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Rezension: Support your sisters not your cisters. Über Diskriminierung von trans*Weiblichkeiten von FaulenzA

„Support Your Sisters, Not Your Cisters!“ – Mit diesem Slogan wird in der Trans*bewegung zum Ausdruck gebracht, dass es nicht reicht, für Cis1-Frauen zu kämpfen, sondern dass der feministische Kampf alle Frauen – also auch Trans*frauen! – miteinschließen muss. Tatsächlich sind Trans*personen im Allgemeinen und Trans*frauen im Besonderen aber auch in linken und feministischen Räumen häufig Anfeindungen und Ausschlüssen ausgesetzt.

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  1. Cis bedeutet, dass eine Person sich mit dem Geschlecht identifiziert, dass ihr bei der Geburt zugeordnet wurde, z.B. Cis-Frauen, Cis-Männer. Trans*personen dagegen identifizieren sich nicht mit dem Geschlecht auf ihrer Geburtsurkunde.

Nicht ich hasse meinen Körper, die Gesellschaft hasst ihn | Rezension: Dietland

Die Serie Dietland ist für mich eine der besten dieses Jahres und eine der besten feministischen Serien überhaupt. Die Hauptperson Plum (deutsch: Pflaume) beantwortet für eine „Frauen“zeitschrift jede Woche Zuschriften von zunehmend verzweifelten, missbrauchten, selbstverletzenden oder leidenden Frauen. Sie gerät über ihre scheiternden Diätversuche und einige überraschende Bekanntschaften mit radikalen Feministinnen in ein Frauennetzwerk namens Calliope House, deren Vorhaben erst im Verlauf der ersten Staffel ganz klar werden. Parallel dazu taucht die feministische „Jennifer“ auf, die Vergewaltiger und Frauenmörder sehr öffentlichkeitswirksam umbringt.

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Rezension: Mädelsache von Andrea Röpke und Andreas Speit

Bild: Ch. Links Verlag

„Nationalismus ist auch Mädelsache“ heißt es in der rechten Szene und dennoch werden rechte Mädchen und Frauen öffentlich selten wahrgenommen, gelten häufig als weniger radikal und militant und werden oft zu Mitläuferinnen und zum Anhang männlicher Rechter degradiert. Mit diesen fehlerhaften Einschätzungen setzen sich die Wissenschaftler*innen und Journalist*innen Andrea Röpke und Andreas Speit in „Mädelsache. Frauen in der Neonazi-Szene“ auseinander. Sie nehmen den Prozessauftakt gegen Beate Zschäpe 2013 zum Anlass, das bereits 2011 erschienene Buch aktualisiert zu veröffentlichen.

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Mein Bauch gehört mir!

Woher kommen eigentlich die Vorschriften, die etwas anderes behaupten?

Im letzten Oktober schlug der Fall Kristina Hänel große Wellen: Die Frauenärztin wurde vom Amtsgericht Gießen zu einer Geldstrafe verurteilt, weil sie auf ihrer Homepage Informationen zum Schwangerschaftsabbruch veröffentlichte. Sie soll eine Geldstrafe für Informationen über einen ambulanten oder medikamentösen Abbruch zahlen? Das scheint nicht nur auf den ersten Blick komisch. Möglich macht dies der Paragraph 219a und dessen Unterstützer*innen.

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„Solidarisch für ein gemeinsames Ziel“: Interview mit CENî, dem Kurdischen Frauenbüro für Frieden, zur Rolle der Frau im kurdischen Widerstand

zwei kurdische Mädchen beim Newroz-Fest. Quelle: Wikimiedia Commons

Stellt euch bitte kurz vor: Wer seid ihr, was ist CENî, was macht ihr?

CENî ist das kurdische Frauenbüro für Frieden e.V. Der Verein wurde 1999 von kurdischen und türkischen Frauen, die hier in Europa leben, gegründet. Das Ziel ist von Frauen für Frauen Solidarität zu erwecken und zu stärken. Im Zentrum stehen Frauenkämpfe und -organisierung. Dazu ist es erstmal wichtig, dass wir über die Situation von Frauen in den kurdischen Gebieten, dem Mittleren Osten und weltweit informieren, denn viele wissen gar nicht, was um sie herum so alles geschieht. Friedensengagement bedeutet für uns nicht nur, uns gegen Kriege und jede Form von Unterdrückung zu stellen. Vielmehr ist der Einsatz für eine freie und ökologische Gesellschaft, die auf sozialer Gerechtigkeit beruht und eine Alternative zum patriarchalen Herrschaftssystem darstellt ein wesentlicher Bestandteil unserer Friedensarbeit.

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Frauen in Rechten Bewegungen – Ist wo Feminismus draufsteht, auch Feminismus drin?

Bild: Wikimedia Commons

Begriffe wie rechter Feminismus, nationaler Feminismus oder Beiträge, die sich explizit auf Feminismus beziehen, spuken seit geraumer Zeit durch Netz und Medien;. Kampagnen wie #120db greifen Themen von sexualisierter Gewalt auf; Bolgs wie radikalfeminin 1 machen geschlechtsspezifische Fragen und Feminismus zum Thema; eine wachsende Zahl von Frauenorganisationen gründet sich in der Rechten – und immer mehr Frauen übernehmen Führungspositionen in Bewegungen und Parteien.

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  1. radikalfeminin ist ein Blog, der sich gegen „Genderwahn“ richtet und sich mit „traditionellen“ Rollenbildern in Kombination mit einem gewissen Hipster-Chic präsentiert. Er wird von jungen Frauen mit, unter anderem, Verbindungen in die Identitäre Bewegung unterhalten.

Wie wollen wir als feministische Sozialistinnen Frauen*räume organisieren – und wie nicht?

Folgender Artikel basiert auf einem Thesenpapier, das Frauen der Falken Thüringen für das diesjährige Frauen*-Theorie-Seminar verfasst haben. 

Bild: Wikimedia Commons

Für sozialistische Feministinnen wie uns ist es eine bittere Erkenntnis, dass das hierarchische Geschlechterverhältnis nicht vor unseren Organisationen halt macht. Nicht nur müssen wir kontinuierlich dafür Sorge tragen, dass bestimmte Themen nicht unter den Tisch fallen; auch werden politische Räume wie z.B. das Plenum oder die Verbandskonferenz systematisch zu Männer-Räumen. Immer wieder haben wir es in unseren politischen Zusammenhängen außerdem mit Sexismus und Männerbündelei zu tun. 

Um diese Probleme anzugehen, wurden und werden immer wieder Frauen*räume aus sozialistischen Organisationen heraus gegründet. Die separate Organisation von Frauen* bietet dabei viele Potenziale. Deren Verwirklichung ist jedoch abhängig von der Ausgestaltung dieser Räume. 

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Schwangerschaftsabbruch legalisieren: Obwohl Frauen* Aufklärung fordern, wird am frauen*feindlichen Gesetz festgehalten

Bild: Robert Couse-Baker

Im vergangenen Herbst sorgte ein Protest für Aufsehen: Es ging um die Anklage gegen die Gießener Ärztin Kristina Hänel. Ihr wurde vorgeworfen, auf der Internetseite ihrer Praxis für Schwangerschaftsabbrüche zu werben, was nach Paragraph 219a des Strafgesetzbuchs in Deutschland verboten ist. Ende November wurde Kristina Hänel zu einer Geldstrafe in Höhe von 6000 Euro verurteilt. Seitdem regt sich Widerstand: Feminist*innen fordern, dass der Paragraph 219a abgeschafft wird. Denn dieser stellt auch das öffentliche Anbieten von Schwangerschaftsabbrüchen, etwa über eine Internetseite, unter Strafe. Während Routineuntersuchungen, Kinderwunschbehandlungen oder Impfungen als Dienstleistungen von Arztpraxen angekündigt werden können, dürfen es Schwangerschaftsabbrüche nicht. Dies erschwert es Frauen, die ungewollt schwanger sind, sich sowohl über Orte, an denen sie eine Abtreibung vornehmen können, als auch über den Abbruch an sich zu informieren. 

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