„Ohne Organisationen wie uns hätte FfF nie so groß werden können“

Telefon-Interview mit Leander Dieckow, KV Köln

Wie ist es denn dazu gekommen, dass der KV Köln bei Fridays for Future in Köln von Anfang an dabei war?

In Köln war der erste Streik am 14.12.2018 [der deutschlandweit erste Streik war am 7.12.2018, Anm. d. Red.] und ich und ein anderer Genosse wurden in eine WhatsApp-Gruppe hinzugefügt. Wir waren dann beide beim ersten Streik. So hat es sich einfach ergeben, dass wir gesagt haben: „Vielleicht können wir auch so ein bisschen die Verbandsperspektive da reinbringen.“ Weil wir da schon Chancen gesehen und auch bei den ersten Streiks gemerkt haben, dass da schon viele grün-bürgerliche neureiche Kiddies mitgewirkt haben, und wir gucken wollten, dass wir denen ein bisschen Kapitalismuskritik beibringen. Und da haben wir dann angefangen, dass wir zusammen Moderationsworkshops gegeben haben, dass wir die in der Bottmühle [Räumlichkeiten des KV Köln] ihre Plena haben machen lassen oder dass wir Material geben. Zum Beispiel gab es ja in Köln jetzt diesen Dauerstreik für fünf Tage und da haben wir 90 % des Materials gestellt. 

Fridays for Future-Demo in Köln, Foto Falken Köln

Also es hat sich eigentlich wirklich aus unserer Einzelinitiative ergeben, dass das Verbandsinteresse geweckt wurde. Und mittlerweile sind wir so fünf, sechs Menschen, die sehr tief in der Orga von FfF verankert sind, unter anderem bin ich auch bei bundesweiten AGs. 

Wie kamen die Verbandsperspektive und die Kapitalismuskritik bei den Leuten an?

Echt gut eigentlich, weil auch einige andere Organisationen mitgeholfen haben. Also wir haben sehr stark mit der DIDF-Jugend zusammengearbeitet in Köln, die sind auch ziemlich korrekt. Und so generell ist die ganze Klimagerechtigkeitsbewegung antikapitalistisch, weil sie es ja auch sein muss. Das haben die anderen Leute auch echt schnell erkannt, gerade, weil auch die Ikonen der Bewegung wie Greta Thunberg gesagt haben, dass es einen Systemwandel braucht, um den Klimawandel zu stoppen. Daher hat das schon Anklang gefunden. Wir haben das ja auch schlau vermittelt und nicht gleich „Tod der Bourgeoisie!“ gerufen, sondern einfach mit Einführungen angefangen haben, also mit Workshops wie „Kapitalismuskritik für Einsteiger*innen“ und das kam recht gut an. Aber es ist natürlich auch auf Ablehnung gestoßen von Menschen, die sagen, dass FfF unpolitisch sei, dass wir zu radikal seien und dass die Antikapitalist*innen FfF nutzen würden, um die Bewegung zu unterwandern. Aber wir haben das ja auch ganz offen gestaltet und klar gesagt, dass wir Antikapitalist*innen sind und auch zu den Positionen unseres Verbandes stehen. Und das kam insgesamt schon ganz gut an, auch weil wir FfF ja nicht geschadet haben mit unseren Positionen, sondern geholfen. Ohne Organisationen und Verbände wie die DIDF und eben uns hätte FfF nie so groß werden können, weil wir ihnen Räume gegeben haben, weil Tim [der Jugendbildungsreferent, Anm. d. Red.] die Flyer entworfen hat und so weiter. Das hätten sie nicht leisten können, weil es ja schon viel Aufwand ist und wir halt einfach die Möglichkeiten haben, die zu unterstützen. Was dann eben auch hieß, dass wir Anklang finden. Weil sie gesagt haben, „wenn sie uns helfen, dann können die auch gar nicht so dumme Sachen erzählen“. 

Also am Ende wurde die Kapitalismuskritik so teils-teils aufgenommen, aber insgesamt ist die Ortsgruppe Köln schon eine der antikapitalistischsten und eine der linksradikalsten in Deutschland, da haben wir auf jeden Fall auch unseren Teil zu beigetragen.

Würdest du sagen, dass Ökologie im Gegenzug auch bei Falken präsenter geworden ist?

Ökologie ist im Verband ja schon immer ein sehr schwieriges Thema, ich bin ja jetzt auch schon einige Jahre mit dabei. Und es wurde nie krass besprochen, auch bei uns im KV nicht wirklich. Aber ich glaube, es ist schon besser geworden. Ich kenne zum Beispiel auch Falken aus Nürnberg, die bei FfF mitgewirkt haben. Und ich glaube, es ist für den Verband auf jeden Fall auch gut. Nur muss der Verband auch ganz klar erkennen, dass die Klimagerechtigkeitsbewegung mit den ganzen Organisationen und den ganzen Aktionen gerade den größten sozialen Kampf führt und die größte soziale Bewegung ist. Da müssen wir halt einfach mehr mitarbeiten, wenn wir noch irgendwie gesellschaftlich relevant bleiben wollen. Weil das einfach der aktuellste Kampf ist, der geführt wird. Ich glaube, da tun die Falken noch zu wenig, darauf haben sie noch zu wenig eine Perspektive. Da müssen die Falken eigene Positionen entwickeln und selber aktiv werden, weil das sonst eine riesige verpasste Chance ist, auch von der Mobilisierung von Menschen aus gesehen. 

Beispielsweise fährt bei uns zum Sommerzeltlager jetzt wieder ein Mensch von FfF mit. Und das sind auch ganz viele gerade politisierte Jugendliche, die man super in die Falkenarbeit einbinden kann. Was bis jetzt in Köln auch super klappt. Natürlich nur in ganz kleinem Maße, bisher so ein, zwei Personen, aber das ist ein riesiges Potential, das es gibt und dass der Verband auf jeden Fall nutzen muss.